Minderheiten

In Estland gibt es eine große russische Minderheit, die etwa 30 % der
Gesamtbevölkerung ausmacht; in groben Zahlen: Ca. 1 Million Esten,
400.000 Russen oder Russischstämmige sowie kleine Minderheiten
von Letten, Deutschen, Finnen, Ukrainern und Weißrussen.

Durch die Ansiedelung von Russen in sehr großer Zahl bis zum Ende
der sowjetischen Okkupation war es in Estland zu einer sogenannten
"Russifizierung" gekommen, deren Auswirkungen bis heute spürbar
sind. Für Russen gab es früher keinen Grund, Estnisch zu lernen, da
die erste Sprache und Amtssprache Russisch war.
Dies änderte sich natürlich mit der Unabhängikeit Estlands schlagartig.
Heute gibt es immer noch viele Russen (vor allem ältere), die der est-
nischen Sprache nicht mächtig sind, was sich wiederum im Arbeits- und
kulturellen Leben auswirkt. Jüngere Esten lernen dagegen eher selten
die russische Sprache, was dazu führt, dass beide Gesellschaften zumin-
dest in Teilen ein Parallelleben führen, da es kaum Verständigungs-
möglichkeiten gibt. Verstärkt wird die Abspaltung noch durch die
enormen Mentalitätsunterschiede zwischen Esten und Russen:
Wo Esten sehr zurückhaltend sind, kochen die Emotionen russischer
Hitzköpfe möglicherweise schon schnell über!
Ein Beispiel für die Gefahr dieses Nebeneinanderlebens zeigte uns das
Frühjahr 2007, als ein russiches Denkmal auf Weisung der estnischen
Regierung umgesetzt worden war. Während dieses Denkmal den Esten
schon lange ein Dorn im Auge war, fühlte sich die russische Bevölkerung
- allerdings angestachelt durch Putin - provoziert. Es kam zu Ausschrei-
tungen und Zerstörungen in der Innenstadt durch russische Jugendliche.
Jede Seite hatte nun ihre eigenen Ansichten, es kam weder zu einem
Kompromiss noch zu einer befriedigenden Lösung für die Zukunft.
Der nächste Konflikt ist also vorprogrammiert.
Immerhin gibt es viele Bemühungen zur Integrierung der Russen in die
estnischen Institutionen. So ist es zum Beispiel auch in russischen
Schulen Pflicht, Estnisch zu unterrichten.

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